26 Jan. 2017

Roboter, Freizeit-Stress und neue Regeln

 

Johannes Kolmer ist der Chef von über 24 000 Fußballern

(ts) Quelle.RNZ vom 27.01.2017 Von Wolfgang Brück
Von heiligem Zorn ergriffen wurde Stephan Anweiler an Allerheiligen. „Das ist eine Schweinerei“, kommentierte der Trainer des A-Klassen-Dritten SG Mückenloch/Dilsberg die Spielansetzungen im Fußballkreis Heidelberg. Innerhalb von zwei Tagen mussten die Amateurkicker zweimal antreten. „Das ist nicht nachvollziehbar“, fand auch Sportmediziner Dr. Pieter Beks, „die Verletzungsgefahr wird dadurch erhöht.“

„So was wird nicht mehr vorkommen“, verspricht Johannes Kolmer. Der Chef von über 24 000 Fußballern im Kreis Heidelberg macht sich fortlaufend Gedanken, die Terminpläne optimal auf die Bedürfnisse der Spieler abzustimmen. Der 61-jährige Hirschhorner hat jetzt sogar eine Umfrage unter den 61 Vereinen im Fußballkreis gestartet, um auf die Wünsche besser eingehen zu können. Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit dem Polizei-Hauptkommissar und Leiter der Dienststelle in Neckargemünd über das zurückliegende halbe Jahr und denkbare Veränderungen.

Herr Kolmer, der Doppel-Spieltag im Spätherbst hatte für Aufregung gesorgt. Haben sich die Wogen inzwischen geglättet.

Legt man das Ergebnis der Umfrage zugrunde, so ist das Schnee von gestern. Von den 61 Vereinen haben nur 21 an der Umfrage teilgenommen. Das sind 34,4 Prozent, also nur rund ein Drittel. Die Unzufriedenheit kann also nicht so groß sein, wenn man die geringe Beteiligung positiv wertet.

Was wünschen sich die Vereine?

Es ging um zwei Kernfragen. Ist es sinnvoll, durch Wochenspieltage den Dezember frei zu halten und die Winterpause bis Anfang März auszudehnen und, zweitens, wäre es nicht schöner, wenn man den Spielbetrieb mehr in die Sommermonate verlagert, also die Runde bis in den Juni hinein verlängert. Dabei sind uns natürlich durch den Rahmen-Terminkalender des Verbandes Grenzen gesetzt.

Wie waren die Antworten?

Es gibt einen Trend, dass man unter der Woche nicht so gerne spielt, auch nicht an Feiertagen. Wir wollen auf jeden Fall den Vereinen die Freiheit geben, Wochentags-Termine untereinander selbst zu regeln. Zur zweiten Frage: Es gibt das Argument, dass die Rasenplätze im Sommer regenerieren müssen. Außerdem haben sich die meisten an die Sommerpause gewöhnt. Allzu viel wird sich demnach nicht ändern.

Es gab vor der Runde Regeländerungen. Haben sie sich bewährt?

Es wird gerne in Anspruch genommen, dass jetzt vier statt drei Spieler ausgewechselt werden dürfen. Dagegen hat das Norwegische System – es erlaubt Vereinen mit weniger Spielern anzutreten - keine Resonanz gefunden.

Das Norwegische System hat Spielausfälle nicht verhindern können?

Nein, obwohl wir es den Vereinen ausdrücklich ans Herz gelegt haben. Wir hatten rund ein halbes Dutzend Absagen und erfreulicherweise keinen Spielabbruch. Es hielt sich alles im Rahmen. Ich bin mit der zurückliegenden Halbserie zufrieden.

Sie sind nicht nur Vorsitzender im Fußballkreis Heidelberg, sondern auch seit vielen Jahren Schiedsrichter. Was halten Sie von den Bestrebungen der Fifa, die Abseitsregel abzuschaffen.

Nichts. Der Charakter des Fußballspiels würde verändert. Es wäre ein großer Fehler.

Computer-Experten sagen voraus, dass 2050 Roboter so weit sind, auf Kreisklassen-Niveau Fußball zu spielen. Zumindest das Norwegische System würde man nicht mehr brauchen.

Dann gehe ich auf die 95 zu. Es würde mich freuen, wenn ich das noch erlebe. Aber: Auf der DFB-Seite kann man schon jetzt alle Spiele durchspielen, ohne dass die Fußballschuhe schmutzig werden.

 

Johannes Kolmer Foto:Theo Streu