01 Apr. 2018

FT Kirchheim, Sieger im bfv Rothaus Kreispokal Heidelberg nach Elfmeterschießen

 

Der Torhüter musste es richten

Fußball-Kreispokal-Heidelberg: FT Kirchheim holt sich dank eines 6:5 nach Elfmeterschießen den Pokal – Benjamin Bähr trifft und hält

Von Christopher Benz

Wiesloch. Philipp Richter hatte es eilig. Der Abteilungsleiter der FT Kirchheim, der Mann für alle Fälle, hatte alle Vorbereitungen getroffen. Keine drei Minuten nachdem Benjamin Bähr den Versuch von Dennis Gebhardt entschärfte und der 6:5-Erfolg nach Elfmeterschießen gegen die SG Horrenberg feststand, trug Richter einen riesengroßen braunen Karton auf den Rasen des Wieslocher Waldstadions.

Da waren sie also, die Pokalsieger-Shirts. „Darüber wussten nur Markus Kappel und ich Bescheid“, schmunzelte Richter, als er den strahlenden Gewinnern die frische Baumwollware überreichte. Wenn es darum geht, gebührend zu feiern, sind die Freien Turner schon längst alte Hasen. Drei Aufstiege aus den letzten sechs Jahren haben sie zum Osterfest 2018 mit dem Pokalsieg garniert. Ende Mai, oder Anfang Juni könnte gar der vierte Aufstieg folgen.

Das Finale an sich bot trotz der torlosen 120 Minuten eine Fülle an erstklassigen Torchancen. „Das gibt es eigentlich gar nicht“, waren sich die beiden Trainer Christian Thome (Horrenberg) und Martin Dufke (Kirchheim) einig, dass sie noch kein Spiel erlebt haben, dass trotz so vieler Gelegenheiten ohne einen Treffer endete.

Die Mehrzahl davon hatten die Heidelberger – 8:6 lautete das Verhältnis großer Chancen. Vor allem in der Anfangsphase diktierte der Kreisliga-Zweite das Geschehen, während offensichtlich nervöse Horrenberger das Spielgerät ein ums andere Mal viel zu hektisch dem Gegner überließen. Braun (13.), S. Bender (18.) und Lange (24.) vergaben teilweile kläglich, oder fanden ihn Torhüter Marcel Mehl ihren Meister. Auf der anderen Seite bekam Bähr erst fünf Minuten vor der Pause den ersten Schuss auf sein Gehäuse. Das war jedoch ein strammer 20-Meter-Hammer von Wenzel, den der wuchtige Torhüter gerade so um den Pfosten lenken konnte.

Fehlerfrei und teilweise unüberwindbar trieb SG-Torhüter Mehl die FT-Offensive nach der Pause reihenweise zur Verzweiflung. Tadellos in der Luft, bei den zugegeben meist harmlosen Standards, sowie herausragend auf der Linie. Besonders nach der Parade gegen S. Bender aus kürzester Distanz (75.) fragte sich jeder der 450 Besucher (302 Zahlende), wie er diesen Ball entschärfen konnte. Vor Ende der regulären Spielzeit verpassten Horrenbergs Kapitän Fellhauer auf der einen (81.) und Braun auf der anderen Seite (84.) die Entscheidung.

Nach den ereignislosen ersten zehn Minuten der Verlängerung, suchten Beide den Weg nach vorne, um der drohenden Elfmeter-Lotterie aus dem Weg zu gehen. Da sich aber die Thome- und die Dufke-Schützlinge im Auslassen bester Möglichkeiten in schöner Regelmäßigkeit überboten, blieb die Entscheidung eine Sache des Ausscheidungsschießens vom ominösen Punkt. Den ersten Matchball vergab Mohammadi, als er den Ball weit über die Kiste jagte. Zuvor scheiterte Horrenbergs Löffelmann am Querbalken. In der Verlängerung des Elfmeterschießens trafen Bähr, Epp und Reinmuth, ehe Bähr die richtige Ecke ahnte.

Unschön: Einige Bengalos vernebelten nach Spielende die Stehtribüne vor dem Wieslocher Klubhaus. Auslöser waren zweifellos Anhänger aus Kirchheim. Ordner der ausrichtenden Vereine versuchten die Übeltäter per Videoaufnahmen zu identifizieren. „Das gibt definitiv eine Geldstrafe“, ärgerte sich Pokalspielleiter Frank Wolf über die stinkenden Rauchwolken. „Warum muss man, wenn man sich freut, gleichzeitig etwas kaputtmachen?“, konnte bfv-Präsident Ronny Zimmermann nur den Kopf schütteln, denn die Pyrofackeln beschädigten kleine Teile der Laufbahn.

Die Spieler der Freien Turner feierten dagegen so, wie es sich gehört. Eingehüllt in die Pokalsieger-Shirts gab es die ersten Sieger-Biere. Zusammen mit dem Kirchheimer Anhang ging es rund eine Stunde nach Abpfiff in den eigens gemieteten Bus. Die halbe Mannschaft tat dies in Trikots, Hosen und Stutzen – den gebührenden Feierlichkeiten in Kirchheims Kneipen stand nichts mehr im Wege.

SG Horrenberg: Mehl – Löffelmann, Fellhauer, Schindler (70. Kogler), Klingmann (62. Epp) – Rensch (76. Steger), Wenzel (87. Ronellenfitsch) – A. Rothenberger, M. Rothenberger, Gebhardt – Starey.

FT Kirchheim: Bähr – Sandritter (21. Reinmuth), Jakob, Janesch (106. Yavuz), Kraft – Lange, S. Bender, Raad, Kulik – Braun, Barth (56. Mohammadi).

Schiedsrichter Sebastian Reichert (Waibstadt). Zuschauer: 450. Tore: Fehlanzeige. Elfmeterschießen: 0:1 Kraft, 1:1 Steger, 1:2 Jakob, 2:2 Kogler, 2:3 Lange, 3:3 A. Rothenberger, 3:4 S. Bender, Löffelmann verschießt, Mohammadi verschießt, 4:4 Starey, 4:5 Bähr, 5:5 Epp, 5:6 Reinmuth, Gebhardt scheitert an Bähr. Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rot: Marcus Raad (wdh. Foulspiel).

Fotos: Theo Streu

Stimmen zum Pokalfinale:

Ronny Zimmermann (bfv-Präsident):

Ich war ab der 60. Minute anwesend und konnte keinen großen Leistungsunterschied erkennen. Beide Mannschaften hatten jedenfalls genügend Möglichkeiten, um die Partie vor dem Elfmeterschießen für sich zu entscheiden.

Johannes Kolmer (Heidelberger Kreisvorsitzender):

Kirchheim war für mich in der ersten Halbzeit etwas besser und hatte insgesamt mehr Chancen. Dafür kam Horrenberg in der Verlängerung mehr auf. Über 300 zahlende Zuschauer sind eine schöne Zahl. Besonders gefreut hat mich die reibungslose Zusammenarbeit der beiden Wieslocher Vereine, die das Finale zusammen ausgerichtet haben.

Frank Wolf (Heidelberger Pokalspielleiter):

Es wurde nicht der erhoffte offene Schlagabtausch, aber es war durchgehend spannend. Für mich waren die Freien Turner etwas besser und haben daher auch verdient gewonnen. Mit dem Ablauf der Veranstaltung sind wir sehr zufrieden. Vor allem da wir nach mehreren Jahren endlich mal wieder ein Endspiel hatten, bei dem es nicht geregnet hat.

Rouven Ettner (bfv-Verbandsjugendleiter & Schiedsrichter):

Die Schiedsrichterleistung war für mich einwandfrei. Sebastian Reichert hat ein gutes Spiel gemacht, auch wenn es zwischendurch mal hektisch wurde, aber die kniffligen Situationen hat er alle korrekt bewertet. Der Zuschauerzuspruch war dafür, dass gleichzeitig die Bundesliga-Konkurrenz spielte, in Ordnung.

Stephan Anweiler (Trainer des A-Ligisten Mückenloch/Dilsberg):

Für mich war es ein schlechtes Spiel. Kirchheim hätte in der ersten halben Stunde die Nervosität der Horrenberger ausnutzen müssen. Letztlich finde ich es schade für meinen ehemaligen Verein, dem ich den Pokalsieg gegönnt hätte. Aber man muss eindeutig sagen: Benny Bähr hat dieses Spiel heute für Kirchheim gewonnen.

Marcus Raad (Kapitän FT Kirchheim):

Bei der Gelb-Roten Karte kann ich nicht mehr rechtzeitig abbremsen und der Torwart macht es schließlich auch geschickt. Wenn ich auf dem Platz gestanden wäre, hätte ich ganz sicher geschossen. Was über die 120 Minuten die hundertprozentigen Chancen angeht, hatten wir klar mehr davon. Momentan treffen wir aber irgendwie das Tor nicht. In der Liga ist unser Ziel der Aufstieg und ich glaube wir können sogar nach oben schauen, denn Ziegelhausen/Peterstal ist noch nicht durch.

Christian Thome (Trainer SG Horrenberg):

Beide Mannschaften hatten genügend Chancen, um es vorher zu entscheiden. Zu Beginn hat man gemerkt, dass meine junge Truppe etwas nervös war. Leider musste ich zwei, drei sichere Elfmeterschützen verletzungsbedingt auswechseln. Hut ab vor Valentino Epp, der sich als jüngster Spieler den Ball geschnappt und getroffen hat. Letztlich geht mein Glückwunsch selbstverständlich nach Kirchheim!

Benjamin Bähr (Torhüter FT Kirchheim):

Es ist einfach nur ein geiles Gefühl, den letzten Elfer zu halten. Der Feierplan sieht vor durch die Kirchheimer Kneipen zu ziehen. Der Rest, also was die Nacht betrifft, ist offen. Jetzt fahren wir erst einmal mit unseren Fans zusammen im großen Bus zurück.

Florian Fellhauer (Kapitän SG Horrenberg):

Es war von beiden Seiten ein gutes Spiel. Am Ende mussten von beiden Mannschaften sieben Schützen antreten, das zeigt, wie eng der Verlauf sogar im Elfmeterschießen gewesen ist. Wir können uns keinen Vorwurf machen, am Ende hatten wir das nötige Quäntchen Glück eben nicht auf unserer Seite.

Martin Dufke (Trainer FT Kirchheim):

In der ersten Halbzeit müssen wir mit 3:0 in Führung gehen. Wir haben aber das Tor nicht gemacht und Horrenberg hat in der Folge klasse Konter gespielt. Ein Elfmeterschießen ist dann immer der Horror. Ich habe die Jungs nur gefragt wer schießen möchte. Als sofort fünf Hände nach oben gingen, habe ich ihnen die Reihenfolge selbst überlassen.

Link zu einem Videozusammenschnitt des bfv

 

Rothaus-Kreispokalsieger 2017: FT Kirchheim Foto:Theo Streu

Benjamin Bähr pariert den entscheidenten Elfmeter Foto:Theo Streu

Bierdusche für Trainer Martin Duffke Foto:Theo Streu

Trauerminute für das verstorbene Gründungsmitglied der SG Horrenberg Fuchs

Auch für das Essen war im Finale gut gesorgt

Um diesen Pokal wurde gespielt

Sieht man immer wieder auf den Fußballplätzen - Fans der FT Kirchheim zündeten diese Pyrotechnik nach dem Sieg