04 Mai. 2016

Neu: Jugendpreis Gottfried Fuchs

 

Die drei baden-württembergischen Fußballverbände erinnern mit dem Jugendpreis Gottfried Fuchs an den deutschen Nationalspieler jüdischer Herkunft. Der Jugendpreis zeichnet Vereine aus, die sich in Form von Projekten/Initiativen alleine oder in Kooperation mit Schulen für Menschlichkeit und Toleranz entschieden eintreten und sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit und andere Formen der Diskriminierung besonders engagieren. 

Der Jugendpreis geht auf die Initiative des 2015 verstorbenen, langjährigen DFB-Vizepräsidenten und Ehrenpräsidenten des Württembergischen Fußballverbands, Dr. h. c. Alfred Sengle, zurück. Er wird erstmals zur Saison 2016/17 und dann alle zwei Jahre ausgeschrieben.  

Vertreter des Badischen Fußballverbandes tauschten sich stellvertretend für alle drei Fußballverbände mit der Enkelin von Gottfried Fuchs, Prof. Dr. Monica Heller aus Toronto, und Andreas Hirsch, dem Enkel von Julius Hirsch aus Karlsruhe, aus. Beide unterstützten die Fußballverbände gerne bei der Entwicklung des Jugendpreises. „Unsere Familie freut sich außerordentlich, dass sich die Werte wie Fair Play, Respekt und Toleranz unseres Großvaters in einem nach ihm benannten Jugendpreis wiederfinden“, sagte Heller bei ihrem Besuch in der Sportschule Schöneck. Helmut Sickmüller, bfv-Vizepräsident betonte: „Wir setzten mit dem Jugendpreis gemeinsam mit unseren Vereinen in Baden-Württemberg ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus“. 

Hintergrund:
Gottfried Fuchs oder auch Godfrey E. Fochs, wie er sich nach seiner erzwungenen Emigration in Kanada nannte, ist bis heute neben Julius Hirsch der einzige deutsche Fußball-Nationalspieler jüdischer Herkunft. Fuchs wurde wie auch Hirsch in Karlsruhe geboren und spielte Anfang des 20. Jahrhunderts beim Karlsruher FV. Bis heute hält Gottfried Fuchs den Torrekord in einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft. 1912 erzielte er gegen Russland 10 Tore. Julius Hirsch und Gottfried Fuchs wurden nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten aus den Vereinen ausgeschlossen und aus der offiziellen Liste der deutschen Fußballnationalspieler gestrichen. Beide wurden ausgegrenzt und verfolgt, ihre wirtschaftliche Existenz wurde vernichtet. Gottfried Fuchs und seiner Familie gelang 1937 die Emigration über die Schweiz zunächst nach Frankreich und 1940 schließlich nach Kanada, wo er unter dem Namen Godfrey Fochs lebte. Er starb 1972 an einem Herzinfarkt. Julius Hirsch wurde in Auschwitz ermordet. Das Leben von Gottfried Fuchs und Julius Hirsch steht beispielhaft für die Ausgrenzung zahlreicher jüdischer Sportler aus der deutschen Gesellschaft.