21 Mär. 2022

DANKE SCHIRI.-Landesehrung mit Grüßen von Christian Gittelmann

 

Der Badische Fußballverband und Das Örtliche zeichneten verdiente badische Schiedsrichter*innen im Wettbewerb DANKE SCHIRI. aus. Bei der Feier im Röser Medienhaus wurden Nadine Rollert, David Gonzales und Peter Weingärtner zu den bfv-Siegern gekürt. Der geplante Promigast Christian Gittelmann sagte zwar kurzfristig ab, schickte jedoch eine Grußbotschaft an alle 23 Preisträger. Thomas Klinger erhielt eine Sonderehrung.

 

„Schiris versuchen die Welt immer ein bisschen besser zu machen. Gerade deshalb ist diese Würdigung auch im Zeichen der Krisen in der Welt umso wichtiger“, eröffnete die Hausherrin Annette Röser am Sonntagvormittag die bfv-Ehrungsveranstaltung. Werte wie Integration und Fair Play würden allerorts angemahnt, aber selten so sehr gelebt, wie im Fußball, weiß die Fußballmutter aus eigener Erfahrung. „Das Örtliche steht genauso für Nähe und Nachbarschaft sowie für das freundliche Zusammenleben von Menschen. Daher freuen wir uns sehr über die bundesweite Partnerschaft von Das Örtliche mit dem DFB und dass wir diese hier auf lokaler Ebene als Röser Medienhaus mit dem Badischen Fußballverband umsetzen dürfen.“ 

 

„Durch die Nominierung seid ihr alle jetzt schon Sieger und unheimlich wertvoll für uns“, begrüßte Vizepräsident Rüdiger Heiß die Preisträger*innen der neun Schiedsrichtervereinigungen, in den drei Kategorien U50, Ü50 und Frauen. Obwohl der Saal „Karlsruhe“ im Röser Medienhaus prall gefüllt war, mussten Heiß und Co-Moderator, Verbandsschiedsrichterobmann Rolf Karcher, zwei Personen explizit entschuldigen. Zum einen den bfv-Präsidenten Ronny Zimmermann und zum anderen den für einen Impulsvortrag vorgesehenen Bundesliga-Schiedsrichter Christian Gittelmann. Dieser hatte am Tag zuvor nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus verständlicherweise und schweren Herzens abgesagt. Den Preisträgern gab er jedoch noch eine Botschaft mit auf den Weg: „Ganz liebe Grüße an alle, lasst euch davon auf keinen Fall den Mut, die Freude und diesen Tag nehmen!“ Heiß nahm den tragischen Vorfall und die teilweise erschütternden Kommentare aus sozialen Netzwerken zum Anlass für einen Appell: „Wir müssen eine gesellschaftliche Veränderung herbeiführen. Wir müssen alle gemeinsam und noch stärker daran arbeiten unsere Schiris zu schützen!“

 

Umso wichtiger sei es vor dem Hintergrund vieler Ereignisse im und um den Fußball, eine solche Veranstaltung nach einem Jahr Corona-Pause wieder durchzuführen, betonte Karcher. „Sie ist ein großes Zeichen der Wertschätzung für die Aufgabe, die ihr auf den Sportplätzen übernehmt, die weit mehr als nur die 90 Minuten umfasst.“ Die Kriterien des Wettbewerbs DANKE SCHIRI. zielen daher auch nicht vorrangig auf die Leistungsklasse der Schiris ab, sondern auf das soziale Verhalten und Engagement in den Vereinen und Schiedsrichtervereinigungen. Aus allen Kreissiegern, die bereits in der Vereinigungen geehrt wurden, wählte die Jury, bestehend aus dem Verbandsschiedsrichterausschuss, in jeder Kategorie eine*n bfv-Sieger*in. Das Ergebnis dieser Abstimmung verkündeten die Laudatoren dem gespannten Publikum.

 

Simon Karcher, im Verbandslehrstab für die Förderung der weiblichen Schiris zuständig, stellte die Siegerin der Kategorie Frauen vor: „Sie ist sehr vielfältig im Schiedsrichterwesen engagiert, auf dem Platz, aber auch als Beobachterin, Patin und in der Anwerbung neuer Kolleginnen.“ In ihrem Verein leite sie die Schiedsrichter-Abteilung und übe im Badischen Fußballverband als Vorsitzende des Qualifizierungsausschusses sowie Kinderschutzbeauftragte weitere Ehrenämter aus. „Das alles macht sie mit besonderem Herzblut. Vehement, aber immer sachlich tritt sie für ihren Standpunkt ein. Herzlichen Glückwunsch an Nadine Rollert aus der Schiedsrichtervereinigung Karlsruhe!“ Die Siegerin war sichtlich überrascht und suchte nach Worten: „Ich nehme die heutige Auszeichnung als Motivation für meine Arbeit und werde mich weiterhin mit ganzem Herzen vor allem für die jüngsten Schiedsrichter*innen und deren Schutz einsetzen. Vielen Dank!“

 

„Charakteristisch an ihm war für mich immer sein Rückwärtsgang, er ist förmlich über den Platz geschwebt“, begann Rüdiger Heiß seine Laudatio über den Sieger der Kategorie U50. Trotz seiner jungen Jahre sei er schon sehr lange in der Schiedsrichterei aktiv und habe so einiges erlebt. Als Schiri in der Oberliga, Assistent in der Regionalliga und seit 2010 als DFB-Schiri in der Futsal-Bundesliga. „30 Jahre Schiedsrichterkarriere bedeuten für ihn aber auch viele ehrenamtliche Tätigkeiten, die er in der Vereinigung übernommen hat, insbesondere in der Förderung des Nachwuchses. Aus der Schiedsrichtervereinigung Bruchsal kommt der Sieger David Gonzales!“ In seinen Dankesworten betonte er, die Schiedsrichterei sei für ihn noch immer eine tolle, große Familie: „Ich freue mich unglaublich! Die Auszeichnung ist eine große Ehre und tolle Wertschätzung.“ 

 

„Es ist immer wieder eine besondere Geschichte, einen Schiedsrichter sozusagen für seine Lebensleistung zu ehren. Und das trifft hier in besonderem Maße auf den bfv-Landessieger zu“, freute sich Rolf Karcher sichtlich über seine Aufgabe als Laudator für die Kategorie Ü50. „Der Sieger ist eine gestandene und gleichzeitig ausgleichende Persönlichkeit, eine Person, an der sich junge Menschen aufrichten und hochschauen können.“ Seit 1989 ist er Schiedsrichter, war von 1995 bis 2016 Lehrwart seiner Vereinigung, von 2000 an für acht Jahre stellvertretender Vorsitzender, er ist als Pate für junge Schiris unterwegs, ist Bindeglied zu Vereinen, Eltern und Verband und übernahm ab 2019 das Steuer als Vorsitzender in der Vereinigung. „Er ist ein großer Fürsprecher und wirbt für unsere Sache! Ich schätze ihn als Menschen und als Freund. Herzlichen Glückwunsch, Peter Weingärtner!“ Der Preisträger aus der Schiedsrichtervereinigung Tauberbischofsheim musste erstmal Luft holen: „Puh, damit habe ich nicht gerechnet ich bin ganz schön überrollt! Es ist schön, Schiedsrichter zu sein und sich um die Belange der anderen Schiris zu kümmern. Die Ehrung ist ein ganz tolles Dankeschön!“

 

Ziemlich kurzfristig habe sich ein Vorkommnis ereignet, das einer besonderen Würdigung bedürfe, leitete Heiß anschließend zu einer Sonderehrung durch Rolf Karcher über. „Unter den Eindrücken des Kriegs, der in der Ukraine tobt und so viele Menschen leiden lässt, erreichte mich am Montag, den 7. März eine E-Mail von einem Vereinsverantwortlichen des SV Langensteinbach.“ Besonders überrascht sei Karcher gewesen, da der Verfasser Uwe Rau ihm als kritischen Zeitgenossen bekannt sei, insbesondere was die Schiedsrichterei anginge. Er schilderte ein Ereignis vom Vortrag beim Spiel der 2. Mannschaft, das er so noch nie erlebt habe, eine Aktion mit hoher Signalwirkung. Auf dem Platz hatte es unruhige Szenen und Tätlichkeiten gegeben. Nach dem Schlusspfiff rief der Schiedsrichter Thomas Klinger alle Spieler am Mittelkreis zusammen. „Was dann passierte, hat uns beeindruckt und sehr nachdenklich gemacht“, führte Karcher aus. Klinger rief den Spielern in Erinnerung, was gerade auf der Welt passiere, dass es Menschen gebe, die ihr Leben im Krieg verlieren, während sie hier in Frieden Fußball spielen dürften. In einer Umgebung, die sich in der Ukraine gerade unzählige Menschen wünschten. Rau berichtete von anerkennendem Nicken, anschließendem Handshake und Applaus der sichtlich emotionalisierten Zuschauer*innen. „Für mich waren es bemerkenswerte Worte und eine herausragende Aktion des Schiedsrichters. Hoffentlich bleiben diese Worte in Erinnerung!“ Eigentlich sei es ja nicht seine Aufgabe, erzählte Klinger nach der Ehrung. „Bei der aufgeheizten Stimmung war es mir aber ein dringendes Anliegen, eine intuitive Entscheidung aus dem Bauch. Eine Ehrung habe ich dafür niemals erwartet, vielen Dank dafür!“

 

Die rundum gelungene Ehrungsfeier klang bei einem Stehimbiss aus, bevor einige der Preisträger*innen auf dem ein oder anderen Fußballplatz direkt wieder zur Pfeife griffen.

Die Preisträger 2021/22:

Kreis  U50 Ü50 Weiblich
Tauberb. Carsten Reinhart   Peter Weingärtner  Michelle Hartmann
Buchen Marcel Jurk Holger Jakob
Mosbach Dominik Fuhrig Edgar Uhrig
Sinsheim Musa Ottas Uwe Krause Josephine Weinmann
Heidelberg Nicolai Hotz Gerd Wolf
Mannheim Markus Alexander Herbert Neidinger 
Bruchsal    David Gonzales Willi Mühlhauser Sylvia Lehmann
Karlsruhe Bernd Brückle  Willi Ninnmann Nadine Rollert
Pforzheim  Tobias Müller Dieter Leins Ricarda Da Conceição Silva