12 Feb. 2019

Podiumsdiskussion ging in die Verlängerung

 

In Kirchheim wurde über die Zukunft des Fußballs debattiert – Zuhörer waren sich einig: „So etwas muss regelmäßig stattfinden“

Quelle:Rhein-Neckar-Zeitung vom 09.02.2019 von Christopher Benz


(ts)Heidelberg. Nicht nur in der Diskussionsrunde ging es heiß her. Im voll besetzten Vereinsheim der Freien Turner Kirchheim war es dank Pizzaofen der Trattoria Vecchia Bari zudem sehr warm. Trotz des appetitanregenden Pizza-Dufts, der durch die Reihen wehte, hatte keiner der Diskussionsteilnehmer die Absicht, in Aussicht auf einen prall gefüllten Teller schneller zum Ende zu kommen. Die Runde hatte Lust auf einen Abend mit Verlängerung und Elfmeterschießen.

Die von FT-Macher Philipp Richter detailliert geplante Veranstaltung förderte die Diskussionsfreudigkeit seiner sieben Podiumskollegen – unter anderem waren auch DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann und Johannes Kolmer, Vorsitzender des Fußballkreises Heidelberg, dabei – sowie den rund 100 Gästen. Darunter hatten sich einige „Promis“ eingefunden: TSG Hoffenheims Präsident Peter Hofmann, Ex-KSC-Manager Arno Trendl, Verbandsjugendleiter Rouven Ettner, Stützpunktkoordinator Markus Schmid, Hoffenheims U23-Teammanager Thomas Gomminginger sowie aus der Heidelberger Kreisvorstandschaft Schiedsrichter-Obmann Hans-Dieter Krieg, Kreisjugendleiter Erich Wickenhäuser, Pokalspielleiter Frank Wolf, Staffelleiter Erhard Mayer und der Ehrenvorsitzende Alfred Lampert. Im Nachgang wollten die Rhein-Neckar-Zeitung von einigen Gästen unter anderem wissen, was sie aus diesem Abend mitnähmen, wie ihr persönliches Urteil ausfällt und was sie für Anregungen zu den vorgebrachten Themen beisteuern.

  • Bernd Keller (Betreuer der SpVgg Baiertal):Es ist absolut nötig, über solche Themen zu sprechen, da manche Vereine eben große Probleme mit sich herumschleppen. Bei uns in Baiertal setzen wir statt auf viel Geld auf Zusammenhalt und Spaß. Schließlich fällt es einem Spieler deutlich schwerer zu wechseln, wenn er sich wohl fühlt. Auch aus diesem Grund sind bei uns bereits im dritten Jahr jeweils zwei Bufdis beschäftigt. Diese Jungs absolvieren ihren Bundesfreiwilligendienst, trainieren eine Jugend, machen gleichzeitig ihren Trainerschein und gehen an die Schule, um über uns und das, was wir machen, zu informieren. Ein schöner Nebeneffekt dabei ist, dass dieses Programm bezuschusst wird und die Bufdis ähnlich wie beim Zivildienst eine finanzielle Vergütung erhalten.“

 

  • Jannis Richter (Jugendpokalspielleiter in Sinsheim und mit 18 Jahren jüngster Zuhörer bei der Diskussion): „Es muss etwas passieren im Jugend- und Amateurfußball. Meckern tun viele, nur bringt uns das eben nichts. Wir müssen aktiv an Lösungen arbeiten und daher Initiative zeigen. Dafür ist es wichtig, in die verschiedenen Kreise zu gehen, um diese direkt anzusprechen, da es in Buchen sicher andere Schwerpunktthemen als in Heidelberg gibt. So eine Veranstaltung wie heute Abend würde ich mir öfter wünschen und dann auch besuchen.“

 

  • André Ottmann (Frauenabteilung der SG Dielheim): „Die gesellschaftliche Entwicklung mit Bezug auf den Jugendfußball ist mir thematisch etwas zu kurz gekommen in der Runde. Dies hätte gerne mehr im Detail besprochen werden dürfen. Das Thema der Leistungszentren und wie sie Jugendspieler verpflichten wurde meines Erachtens etwas überspitzt dargestellt. Auf der anderen Seite ist klar, dass man infrastrukturell schwächere Vereine mehr fördern sollte.“

 

  • Ertunc „Litti“ Ergün (ehemaliger Trainer des VfB Wiesloch): „So eine Podiumsdiskussion muss regelmäßig stattfinden. Für einen ersten Abend wurde extrem viel angesprochen. Allerdings müsste man die Themenschwerpunkte mehr einschränken, denn jedem kann man es ohnehin nicht recht machen. Dann könnte man bei bestimmten Themen mehr in die Tiefe gehen. Für mich war es spannend zu beobachten, wie viel Schärfe einige Wortbeiträge in die Diskussion gebracht haben.“

 

  • Patrick Orf (Badischer Sportbund „Integration durch Sport“ und Kapitän des FC Bammental): „Es sind viele wichtige Dinge angesprochen worden. In den Vereinen hängt vieles von den Personen und deren Motivation ab. Leider geht das ehrenamtliche Engagement zurück, was zweifelsohne mit der gesellschaftlichen Entwicklung und der riesigen Konkurrenz an anderen Freizeitangeboten zusammenhängt. Was mich heute Abend gefreut hat zu hören, ist, was für ein positives Beispiel die SG Oftersheim mit ihren weit über 400 Jugendspielern für andere Klubs ist. Da sind definitiv engagierte Leute am Werk, die Ideen haben und neue Dinge ausprobieren.“

RONNY WAR SPITZE

(wob)Ronny war Spitze! Zumindest was die Redezeit angeht, konnte dem Präsidenten des Badischen Fußball-Verbandes und Vize beim Deutschen Fußball-Bund bei der Podiumsdiskussion über die Zukunft des Fußballs in Kirchheim niemand das Wasser reichen.
Genau 20 Minuten und 40 Sekunden hatte Ronny Zimmermann das Wort. Dem Rechtsanwalt aus Wiesloch am nächsten kam „Gegenspieler“ Gernot Jüllich mit 14:35 Minuten, gefolgt vom BFV-Vize Rüdiger Heiß aus Reichartshausen (10:15) und dem eloquenten Neuenheimer Medienchef Josef Weisbrod (9:55).

Dank eines gewaltigen Endspurts brachte es der Heidelberger Fußballchef Johannes Kolmer auf 8:30 Minuten. Für die weiteren Teilnehmer stoppte SPD-Politiker und fupanet-Chef Michael Czink folgende Zeiten: Organisator Philipp Richter 5:40, Trainer Stephan Anweiler 4:40 und Jugendleiter Dimitrios Chrisafis 4:10. Die Zahlen sagen nichts über die Qualität der Wortbeiträge aus. Die war bei allen hoch.

 

Wieslochs Ex-Trainer Ertunc Ergün (l.) und Bammentals Kapitän Patrick Orf (M.) Vorsitzender Fußballkreis HD Johannes Kolmer (rechtes Bild, l.) und DFB-Vize Ronny Zimmermann Fotos Pfeifer(2)vaf