26 Mär. 2021

Gelungene Abwechslung und toller Austausch: Online Experten-Talk mit Spitzen-Schiedsrichterin Katrin Rafalski

 

Karlsruhe. Als Bonus nach der Online-Ausbildung organisierte die Schiedsrichterinnen-Kommission für die neuen und schon bestehenden weiblichen Schiris in Baden ein digitales Meet-and-Greet mit Katrin Rafalski.

„Es war total cool, Katrin Fragen zu stellen. Sie war sehr natürlich und überhaupt nicht abgehoben“, war Sylvia ebenso begeistert wie positiv überrascht. Immerhin pfeift die 39-Jährige in der Frauen-Bundesliga und ist als Assistentin in der 2. Bundesliga bei den Herren dabei. Als FIFA-Schiedsrichterin stand sie als Assistentin von Bibiana Steinhaus bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2019 an der Linie.

Zuletzt assistierte sie beim Frauen-Champions-League Spiel FC Rosengard gegen St. Pölten, weswegen der Termin mit den bfv-Schiris einmal verlegt werden musste. „Es ist aktuell vieles anders als sonst“, erzählte Rafalski. Angefangen von der Anreise nach Schweden bis hin zu viermaliger Testung. „Es war trotzdem schön, mal wieder international unterwegs zu sein.“

Vor 90.000 Zuschauern gepfiffen

International hatte die Hessin tolle Erlebnisse: „Das größte Spiel war für mich das Olympia Finale 2012 im Wembley Stadion vor gigantischen 90.000 Zuschauern! Das Gefühl, dort einzulaufen, kann ich bis heute nur schwer beschreiben. Gänsehaut! Man sieht die Menschen, die sich freuen. Die ganze Stimmung auch im Vorfeld war sehr positiv gewesen, es gab nie Gesänge gegen die SR oder die Teams. Alle waren positiv und freudig gestimmt.“

Die 23 Schiedsrichterinnen aus dem Badischen Fußballverband nutzten die Chance, Fragen zu stellen und ihr Vorbild gab geduldig Antworten auf alle: Lieber Frauen- oder Männerspiele pfeifen? „Ich freue mich auf jedes Spiel. Ich bin auch gerne mal bei mir im Verband oder im Kreis unterwegs, habe letztes Jahr im Kreispokal bei jungen Schiedsrichtern gewunken. Männer- und Frauenfußball sind grundsätzlich unterschiedlich aber haben dennoch beide ihre Besonderheiten."

Auf die Frage, ob sie lieber selbst pfeife oder an der Linie assistiere, gab sie eine überraschenden Antwort: „Ich glaube, dass ich die bessere Assistentin bin. Ich habe auch letztes Jahr meinen Platz in der dritten Liga freiwillig abgegeben, damit junge Schiris nachrücken können. Dennoch stehe ich natürlich auch gerne als Schiedsrichterin auf dem Platz. Ich muss aber nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen und mag es, als Assistentin das Team zu unterstützen.“

Fitness als wichtige Grundlage

Aktuell werden sie über Trainingspläne vom DFB fit gehalten. Ob als Schiri oder Assistentin, Fitness sei eine der wichtigsten Grundlagen, betonte die Erfahrene und gab den Mädchen und Frauen noch eine weitere wichtige Botschaft mit auf den Weg: „Frauen und Männer können das selbe Talent haben. Wir Frauen müssen aber physisch immer etwas mehr tun. Doch wenn wir unsere Leistung bringen, dann sind wir genauso akzeptiert.“ Sie selbst habe auch in der zweiten Bundesliga bisher nur positive Erfahrungen gemacht. „Sie gehen immer gut mit mir um, weil ich auch immer nett und freundlich bin. Es ist ein gutes Miteinander, ich werde immer respektiert.“

Auch private Einblicke ließ Rafalski zu: „Ich mache vor jedem Spiel als Assistentin ein Quiz mit Abseitsszenen. Dadurch kann ich mich gut fokussieren. Außerdem esse ich vor jedem Spiel ein Salami Käse Brot“, schmunzelte sie. Privat arbeitet sie im Krankenhaus, hat dort tolle Kollegen, die sie unterstützen und ihr die nötige Flexibilität geben. Sie hat ihre Arbeitszeit etwas reduziert und auch meist nur Schichten, die um 16 Uhr enden, damit sie noch trainieren kann. Dennoch bleibt nicht mehr viel Zeit für Freunde und Familie. Doch genau die Zeit schätzt sie dann besonders.

Teilnehmerin Mareike war begeistert: „Danke an die Schiedsrichterinne-Kommission, dass ihr das für uns organisiert habt. Es war eine gelungene Abwechslung in der Corona Zeit, einfach schön, mal wieder etwas anderes zu sehen. Es ist nicht alltäglich, mit jemandem sprechen zu können, der schon so viel erlebt hat. Es war ein toller, offener und ehrlicher Austausch.“

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Experten-Talk mit Katrin Rafalski. Foto: bfv