Schiedsrichterinnen ausgebildet
Karlsruhe. Zum zweiten Mal bildete der Badische Fußballverband unter der Leitung der Kommission „Schiedsrichterinnen“ weibliche Unparteiische aus. 21 motivierte Schiedsrichterinnen starten nun in die Praxisphase.
„Ich möchte mein ganzes Leben lang was mit Fußball zu tun haben“, „ich finde es spannend, nicht nur zu spielen, sondern auch mal das Spiel von einer anderen Sicht zu sehen“, „weil es cool ist“, „als Alternative nach der aktiven Spielzeit“ oder „um meinen Verein zu unterstützen“ – für die 21 Teilnehmerinnen gibt es viele Gründe, Schiedsrichterin zu werden. Der Lehrgang nur für Mädchen und Frauen war für sie der perfekte Einstieg.
Der Lehrgang startete nach der Begrüßung durch den Verbandsschiedsrichter-Obmann Rolf Karcher mit dem seit vergangenem Jahr obligatorischen Elternabend. Dabei erhielten die Eltern der minderjährigen Mädchen wichtige Infos zum Ablauf der Ausbildung, zu den Aufgaben von Schiris, zum Kinderschutz und vor allem, wie die jungen Schützlinge im Patenprogramm intensiv und sicher betreut werden.
Für die Teilnehmerinnen waren natürlich die Fußballregeln am interessantesten. Diese vermittelten die Referentinnen und Referenten, alle selbst an der Pfeife aktiv, in Theorie und Praxis. Dabei ging es zum Beispiel um „Fouls und unsportliches Betragen“ oder „Abseits“. Da jedoch mehr zum Schiedsrichter-Sein gehört als Regelkenntnis, gab es für die Teilnehmerinnen auch ein Sportprogramm mit ehemaligen Siebenkämpfer Christopher Mraz, früher selbst Schiri. Den Fitnesstest, der zur Schiedsrichter-Prüfung gehört, bestanden die Mädels auch alle mit Bravour. Ein weiteres wichtiges Thema für die Schiedsrichter-Praxis ist das Auftreten auf dem Platz und das Verhalten in kritischen Situationen. „Die Einheit Konfliktprävention haben wir mit einem Spiel gestartet, bei dem nicht gesprochen werden durfte. Dabei haben wir gemerkt, wie wichtig Kommunikation neben der Regelsicherheit sein kann“, erzählt Sara vom SV Kickers Büchig.
Fifa-Schiedsrichterin Karoline Wacker gab Einblicke
Ein Highlight war am Samstagabend der Besuch von Fifa-Schiedsrichterin Karoline Wacker. Von ihr wollten die Neulinge zum Beispiel wissen wie sie sich auf ein Spiel vorbereite. „Ich habe zwar immer gleiche Abläufe, aber da sind kein verrückten Rituale dabei“, gab Wacker Einblicke. Das sei bei anderen schon der Fall: „Eine Kollegin trägt zum Beispiel immer ihre Glücksunterhose. So was habe ich aber nicht“, witzelte sie. Ihr schlimmstes Erlebnis war die rote Karte für eine falsche Spielerein, gab sie zu und schob gleich ein weiteres Geständnis nach: „Macht euch keinen Kopf wegen dem anstehenden Regeltest. Ich habe ihn bei meinem Neulingskurs auch nicht beim ersten Mal bestanden. Wie ihr seht, kann man trotzdem weit kommen.“ Für den bfv und die Schiedsrichterinnen-Kommission war sie voll des Lobes: „Ich finde es ganz toll, dass es diesen Lehrgang gibt. Ich selbst hätte mich damals mit 13 Jahren über so ein Angebot gefreut, denn unter vielen Männern und pubertierenden Jungs traut man sich als Mädchen oft nicht, Fragen zu stellen.“
Am abschließenden Sonntag stand dann besagter Regeltest an. Die meisten schafften ihn. Diejenigen, die einen zweiten Anlauf benötigen, nahmen es gelassen: „Die Karo ist ja auch beim ersten Mal durchgefallen und trotzdem eine ganz Große geworden.“
Parallel absolvierten auch bereits aktive Schiedsrichterinnen einen Lehrgang, in dem sie zum Beispiel an Hand von Videoaufnahmen Abseitsentscheidungen schulten und sich einem Konformitätstest unterzogen. Dazwischen standen sie den Neulingen mit ihren Erfahrungen und motivierenden Tipps zur Verfügung.
Neuling Maya vom SC Klinge Seckach resümiert: „Ich habe mich super wohlgefühlt und einen tollen Einblick bekommen. Es war ein lustiges Wochenende und ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Ich werde den Lehrgang auf jeden Fall weiterempfehlen.“ Auch die Organisatorinnen um Sarah Fahrer und Meike Weichselmann ziehen ein positives Fazit: „ Wir freuen uns auf die neuen Schiedsrichterinnen. Alle waren mit viel Motivation und Spaß bei der Sache.“
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Theoriephase geht es für die Frauen und Mädchen nun mit der Praxisphase weiter. In ihren Schiedsrichtervereinigungen leiten sie betreut von Paten ihre ersten Spiele, bis sie soweit sind, Spielleitungen alleine zu übernehmen.