SV Sandhofen gewinnt Zukunftspreis von „Fußball stiftet Zukunft“
Zum dritten Mal zeichnete das Stiftungsbündnis „Fußball stiftet Zukunft“ (FsZ) Amateurclubs für ihr Engagement im Sinne des Umweltschutzes und des sozialen Zusammenhalts aus. Unter den fünf Gewinnern findet sich mit dem Projekt „Mannheim in Bewegung“ des SV Sandhofen auch eines aus dem Badischen Fußballverband (bfv).
„Das ist natürlich eine riesige Wertschätzung, der Preis motiviert uns alle“, sagt Marco Cardona. Der smarte Ehrenamtler, 23 Jahre jung und einer von vier Machern beim SV Sandhofen, will im Mannheimer Norden „einen Mehrwert leisten“. Vor rund fünf Jahren hatten sich Cardona und ein paar Freunde, alle Abiturienten am Ursulinen-Gymnasium, Gedanken gemacht, wie ein moderner Fußballverein in Mannheim ausschauen müsste. Mit dem fertigen Konzept sprach man erst mal bei zwei bestehenden Vereinen vor. Und bekam ein höfliches „Nein, danke“ als Antwort. Also machte man es selbst. 2020 gründete Marco Cardona den SV Sandhofen.
Was also ist der Plan? Gezielt möchte der SV Sandhofen zur Integration der Menschen in Mannheim beitragen – ganz egal, welcher Herkunft oder Religion oder aus welchem sozialen Milieu. „Als Verein muss man sich heute als Dienstleister verstehen“, sagt Cardona. „Unser Angebot beim SV Sandhofen ist an den Gegebenheiten ausgerichtet. Wir versuchen, Bildung beim Kinderfußball mitzudenken. Das passt zu Mannheim.“ Jetzt wollen sie durchstarten. Denn die umfangreichen und beeindruckenden Vorbereitungen auf die Zukunft haben sie abgeschlossen. Als da wären: Über Partnerschaften mit 19 Schulen und Kindertagesstätten erreichen sie wöchentlich bei 70 Trainingsstunden und Fußball-AGs rund 750 Kinder. Man legt Wert auf das fußballerische Können sowie auf Fairness und Respekt. Der Bau eines Kunstrasenplatzes auf einem Gelände mitten im Stadtteil Sandhofen wird dieser Tage gerade abgeschlossen. Das Gelände hat man in Pacht von der Stadt übernommen, die Baukosten von mehr als 400.000 Euro übernahmen zu 30 Prozent der Badische Sportbund und zu weiteren 50 Prozent die Stadt. Die verbleibenden 100.000 Euro wird man aufgrund der versammelten Sponsoren selbst stemmen können. Seit dieser Woche hat der SV Sandhofen einen Festangestellten beschäftigt, zwei FSJ-Kräfte sind auch im Einsatz.
Kein Wunder also, dass Marco Cardona als Präsident des SV Sandhofen in Dortmund auf der Bühne stand. Zum dritten Mal hat das Stiftungsbündnis Fußball stiftet Zukunft (FsZ) Breitenfußballvereine für ihr Engagement im Sinne des Umweltschutzes und des sozialen Zusammenhalts in Deutschland ausgezeichnet. Dem Bündnis, das als gemeinnützig eingetragener Verein organisiert ist, gehören aktuell 30 Fußballstiftungen von Verbänden, Profiklubs und Einzelsportlern an, die sich konkret und auf vielfältige Weise für gesellschaftliche Belange stark machen. „Wie sehr der Fußball verbinden und gesellschaftliche Impulse setzen kann, hat die EURO 2024 in Deutschland wieder gezeigt“, unterstreicht Jurorin Renate Lingor die Bedeutung der Preisverleihung. „Dass die Fußballgemeinschaft auch abseits des großen Scheinwerferlichts vereint und gestaltet, demonstrieren Tausende von Vereinen in unserem Land tagtäglich. Diese große gesellschaftliche Kraft wollen wir sichtbar machen, wertschätzen und honorieren.“
Cardona jedenfalls freut sich auf die Zukunft seines Vereins: „Im neuen Jahr werden wir schnell wachsen. Gerade im Nachwuchs wollen wir etliche Mannschaften auf den Platz bringen.“ Gegenwärtig ist nur eine Jugendmannschaft angemeldet, bald sollen es viel mehr sein. Zu den Partnern des SV Sandhofen zählt auch die Sepp-Herberger-Grundschule. „Die Kooperation mit dem Verein ist ein Traum“, sagt deren Rektorin Silke Schmaler. Gerade in den sozial schwächeren Vierteln der Stadt mangele es an Bewegungsangeboten für die Kinder. Und ab 2026 kommt gesetzlich die Ganztagsschule. Kinder werden ihren Tag dann von 8 bis 16 Uhr in der Schule verbringen. Die Schulen suchen händeringend nach Sportanbietern für den Nachmittag. Für smarte Vereine wie Sandhofen wiederum bietet sich damit eine goldene Gelegenheit, Kinder und Eltern vom Vereinsbeitritt zu überzeugen. Einfach ist das alles nicht. Am 31. Mai hätte der städtische Angestellte Marco Cardona den Amoklauf eines afghanischen Flüchtlings auf dem Marktplatz fast miterlebt. „Ich hatte dort meine Mittagpause verbracht.“ Ein Polizist wurde ermordet, fünf weitere Personen schwer verletzt. „Natürlich macht einen das nachdenklich. Umso wichtiger ist es, dass wir mit unseren Angeboten gerade in die sozialen Brennpunkte gehen. Gerade der Fußball ist doch ein super Mittel, um die Mannheimer wieder zusammenzubringen.“
Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung ging in diesem Jahr an fünf Fußballvereine, die mit innovativem Engagement soziale oder ökologische Impulsgeber in ihrem lokalen Umfeld sind und damit auch Vorbilder für andere. Aus über 70 Bewerbungen stachen die Preisträger mit zukunftsweisenden Ansätzen, klaren Umsetzungskonzepten und wirksamen Ergebnissen ihrer Initiativen heraus. Marcell Jansen zeigt sich von der Entwicklung des Zukunftspreises und der Qualität der Bewerbungen beeindruckt: „Wir haben dieses Mal mehr als doppelt so viele Bewerbungen als vor zwei Jahren erhalten, das gesellschaftliche Engagement in Vereinen ist enorm. Darunter sind viele starke Initiativen, die sehr klug eigene Herausforderungen mit Lösungsansätzen verbinden, die über den Verein hinaus einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und damit nachhaltig wirken.“