Jugendpreis Gottfried Fuchs

Die drei baden-württembergischen Fußballverbände Südbaden, Baden und Württemberg erinnern mit der Stiftung des Jugendpreises Gottfried Fuchs an den mehrfachen deutschen Nationalspieler Gottfried Fuchs jüdischer Herkunft. Darüber hinaus gedenken die Fußballverbände an die jüdischen und anderen diskriminierten Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Funktionäre und Vereinsmitglieder, die nach der Machtübernahme durch die Nazis seit 1933 aus der Gesellschaft und der Fußballfamilie ausgeschlossen wurden.

Der Jugendpreis Gottfried Fuchs wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist mit insgesamt 10.500 Euro dotiert.

  1. Preis: 6.000 Euro
  2. Preis: 3.000 Euro
  3. Preis: 1.500 Euro

 

 

Preisverleihung Jugendpreis Gottfried Fuchs

Aufgrund der derzeit noch vorhandenen Planungsunsicherheit ist die Ausschreibung derzeit ausgesetzt. Sobald es hierzu Neuigkeiten gibt, werden die Informationen hier veröffentlicht.

Gottfried Fuchs

Der Karlsruher FV mit Gottfried Fuchs (1. sitzend v.l.) feierte 1910 erstmals den Deutschen Meistertitel.
Der Karlsruher FV mit Gottfried Fuchs (1. sitzend v.l.) feierte 1910 erstmals den Deutschen Meistertitel.
Das Titelbild von „Süddeutscher Illustrierter Sport“ vom 4. Juli 1921 zeigte das berühmte Innentrio der Altmeister-Mannschaft des Karlsruher FV: v.l. Fritz Förderer, Gottfried Fuchs, Julius Hirsch.
Das Titelbild von „Süddeutscher Illustrierter Sport“ vom 4. Juli 1921 zeigte das berühmte Innentrio der Altmeister-Mannschaft des Karlsruher FV: v.l. Fritz Förderer, Gottfried Fuchs, Julius Hirsch.

Gottfried Fuchs wurde 1889 in Karlsruhe geboren und spielte Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen mit Julius Hirsch beim Karlsruher FV. Dort und in der Nationalmannschaft spielte er zusammen mit Hirsch, u.a. auch bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm. Bis heute hält Gottfried Fuchs den Torrekord in einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft. 1912 erzielte er bei den Olympischen Spielen  gegen Russland zehn Tore, eine bis heute in einem Länderspiel eines deutschen Nationalspielers unübertroffene Zahl.

Wegen seiner sportlichen Haltung und seines fairen Verhaltens auf dem Platz wurde Gottfried Fuchs als Gentleman-Fußballer bezeichnet und war für die Trainerlegende Sepp Herberger das Idol seiner Jugendzeit. Gottfried Fuchs und Julius Hirsch wurden nach der Machtübernahme 1933 durch die Nationalsozialisten aus den Vereinen ausgeschlossen und aus der offiziellen Liste der deutschen Fußballnationalspieler gestrichen. Beide wurden ausgegrenzt und verfolgt – ihre wirtschaftliche Existenz wurde vernichtet. Gottfried Fuchs und seiner Familie gelang 1937 die Emigration über die Schweiz zunächst nach Frankreich und 1940 schließlich nach Kanada, wo er unter dem Namen Godfrey Fochs lebte. Er starb 1972 an einem Herzinfarkt. Julius Hirsch wurde in Auschwitz ermordet.

Das Leben von Gottfried Fuchs und Julius Hirsch steht beispielhaft für die Ausgrenzung zahlreicher jüdischer Sportler aus der deutschen Gesellschaft.

Der Gentleman-Stürmer
Gottfried Fuchs wurde auch abseits des Platzes für seine faire und menschliche Art geschätzt. Folgendes Beispiel zeigt dies eindrucksvoll auf: 1910 gewann er mit dem Karlsruher FV die deutsche Meisterschaft gegen den FV 1902 Kiel. Die Entscheidung fiel erst in der Verlängerung durch einen an Fuchs verschuldeten Elfmeter. Die Kieler waren beim Bankett so deprimiert, dass Fuchs aus dem ihm von DFB-Präsident Gottfried Hinze überreichten Lorbeerkranz elf Zweige herauszupfte und sie den Kieler Spielern mit tröstenden Worten überreichte.

Von einem anderen Spiel des KFV ist überliefert, dass Fuchs den Schiedsrichter, der ihm beim Stand von 0:0 zu Unrecht einen Elfmeter zugesprochen hatte, davon überzeugte, über die eigenen Beine gestolpert zu sein, so dass der Strafstoß letztendlich nicht ausgeführt wurde.

Schirmherrin Dr. Susanne Eisenmann

Foto: Kultusministerium BW
Foto: Kultusministerium BW

Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg

Der organisierte Sport ist die größte Bürgerbewegung in Baden-Württemberg und der Fußball nimmt darin einen besonderen Platz ein. Ich wünsche mir, dass der Fußball – auf dem Feld und außerhalb – ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus setzt. Ergreifen wir gemeinsam Partei für Menschlichkeit und eine offene Gesellschaft.

Wer sich für eine gute Sache engagiert, tut sich leichter, wenn Vorbilder die Richtung weisen. Gottfried Fuchs ist ein solches Vorbild. Der gebürtige Karlsruher jüdischer Herkunft war ein erfolgreicher und für sein Fair Play bekannter Fußballspieler am Anfang des 20. Jahrhunderts. 1937 musste er vor den Nazis fliehen und Deutschland verlassen. Wir stehen in der Verantwortung, dass nie wieder Menschen unser Land verlassen müssen, weil sie hier um ihr Leben fürchten müssen. Ich wünsche mir, dass der Jugendpreis Gottfried Fuchs auf großes Interesse stößt und viele Vereine Flagge zeigen für ein menschliches Miteinander in Deutschland.

Jury

Ronny Zimmermann
bfv-Präsident
Jury-Vorsitzender

Thomas Schmidt
SBFV-Präsident
stellv. Jury-Vorsitzender

Matthias Schöck
wfv-Präsident
stellv. Jury-Vorsitzender

Dörte Conradi
Ministerialdirigentin Kultusministerium BW

Andrea Knight
Enkelin von Gottfried Fuchs

Ulrich von Kirchbach
Erster Bürgermeister Stadt Freiburg

Franco Moscaritolo
Verbandsjugendwart SBFV

Olliver Tietz
Geschäftsführer DFB-Kulturstiftung

Knut Kircher
wfv, ehem. FIFA-Schiedsrichter

Dr. Stephan Schlensog
Generalsekretär Stiftung Weltethos Tübingen