29 Apr. 2024

Balukcic ballert die "Eberbacher Jungs" mit seinem Traumtor in den siebten Himmel

 

Quelle:Rhein-Neckar-Zeitung Eberbach Montag 29.4.24

Eberbach. Große Klappe – viel dahinter. Drago Balukcic hatte in Richtung Presse beim Abschlusstraining noch vollmundig verlauten lassen: "Blondie muss in die Zeitung!" Und der blondierte Flügelflitzer lieferte: In der Nachspielzeit sah es beim Stande von 1:1 gar nicht allzu gut aus für den Eberbacher SC. Der hatte trotz spielerischer Überlegenheit und klarem Plus an Ballbesitz, Ecken und Chancen den unglücklichen Ausgleich gefangen und lief Gefahr, sich durch verbissen kämpfende Tairnbacher die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Im Endspiel des Fußball-Kreispokals Heidelberg schien alles auf Verlängerung hinaus zu laufen.

Aber dann zog Balukcic aus weit über 20 Metern ansatzlos ab, traf den Ball perfekt und sah mit 600 Zuschauern staunend zu, wie die Fernschuss-Rakete im Tairnbacher Tor einschlug. Ein Tor des Willens, denn, so gab der Schütze des goldenen Treffers lachend zu: "Den treff ich nie wieder so.". Als wenig später der Abpfiff ertönte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr und es schallte von Moosbrunn vermutlich bis in die Heimat: "Wir sind alles Eberbacher Jungs!"
Im Vergleich zur brandheißen Schlussphase startete das Match verhalten. Keine der Seiten riskierte zu viel, sowohl Eberbach als auch Tairnbach waren auf Sicherheit bedacht. Mit zunehmender Spielzeit erarbeitete sich der ESC aber spielerisch ein klares Übergewicht. Vor allem über die Aktivposten Steffen Kittel und Drago Balukcic wurden immer wieder gefährliche Situationen eingeleitet. Die letzte Konsequenz ließ der ESC zunächst vermissen, belohnte sich aber nach einer halben Stunde. Nach einer Ecke schlich sich Kittel am langen Pfosten davon und traf schwungvoll zur hochverdienten Führung.

In der Folge drückte Eberbach noch mehr, Tairnbach brachte nicht viel Gefährliches zustande. Zweimal kamen sie doch zum Abschluss, aber einmal warf sich ein Verteidiger in den Schuss, das andere Mal war Torhüter Toni Cosic gekonnt zur Stelle. Dass es beim 1:0 blieb, war für die SGT nach 45 gespielten Minuten eher schmeichelhaft.

Der Edelfan und Schönbrunner Bürgermeister Jan Frey hatte in der Halbzeit dem nicht anwesenden Eberbacher Kollegen Peter Reichert noch geschrieben, dass das Spiel gut laufe und dieser sich beruhigen könne. Mit der Ruhe von Reichert war es dann aber, so dieser aktuell weiter informiert wurde, nicht mehr weit hin. Denn Tairnbach kam besser aus der Pause, Spielertrainer Daniel Merz musste zweimal riskante Grätschen auspacken. War die erste Rettungstat noch optimal getimet, gab es beim zweiten Mal zurecht Gelb. Der Ausgleich schien die logische Folge für das Eberbacher Versäumnis, den Sack nicht frühzeitig zugemacht zu haben. In der Spielsituation kam er dennoch aus dem Nichts: Der Abwehrspieler rutschte aus, Jonas Fuchs nahm die Chance dankend an und schob unhaltbar zum Ausgleich ein.

Wäre die schnelle Antwort gelungen, hätten sich viele ESC-Fans Nerven sparen können. Denn der schnelle Kittel wurde bei einem seiner Tempovorstöße vom SG-Torhüter klar getroffen, über den Elfmeter beschwerte sich niemand. Über die Ausführung die Tairnbacher auch nicht: Alexander Blum zeigte Mut, aber keine allzu akkurate Höhenkalibrierung, der Schuss klar drüber, der Stand weiter 1:1. Und das spielte der SG in die Karten. Plötzlich waren die Tairnbacher gefährlicher, nach einem Abseitspfiff lag der Ball auch im Eberbacher Tor, was kurz für Diskussionen sorgte. Aber das Spiel war deutlich davor unterbrochen worden. In der für Eberbacher heikelsten Spielphase nahm das Balukcic sein Herz in beide Hände und drosch den Ball mit vollem Risiko in die Tairnbacher Maschen.

Die Gelbe Karte fürs ausgezogene Trikot nahm der Siegtorschütze mit einer Schiedsrichterumarmung in Kauf. Der SG-Wille war merklich gebrochen, Eberbach ließ die Widersacher in den fünf Minuten Nachspielzeit nicht mehr aus der eigenen Hälfte herauskommen und jubelte auf die gesamte Spielzeit gesehen völlig zurecht über den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

"Der Verein und Eberbach haben das einfach so verdient! Ich bin mega glücklich, stolz und froh", jubilierte Abwehrchef Merz. Er gab aber ebenso zu: "In der zweiten Halbzeit hat uns Tairnbach sehr unter Druck gesetzt, es war ein harte Stück Arbeit." Von einem Klassenunterschied nichts gesehen hatte auch der Vizepräsident des Badischen Fußballbundes, Sven Wolf, nichts: "Das war ein tolles Spiel von beiden Seiten!"

 

Die Spieler des Eberbacher SC jubeln über ihren Sieg im Kreispokalfinale. Foto: Stefan Weindl