20 Mär. 2023

bfv und Das Örtliche sagten DANKE SCHIRI

 

Die Landessieger des Wettbewerbs DANKE  SCHIRI. 2023 heißen Anna Pfister, Markus Wieland und Jürgen Groh. Ramona Haberkorn erhielt eine Sonderehrung. Zur  feierlichen Ehrung am vergangenen Samstag im Röser Medienhaus in Karlsruhe waren alle Kreissiegerinnen und -sieger eingeladen.

„Wir freuen uns sehr, dass die bundesweite Kooperation von Das Örtliche und dem DFB uns hier in Karlsruhe mit dem Badischen Fußballverband zusammengebracht hat. Die Veranstaltung Danke Schiri und Sie alle hier in unserem Röser Medienhaus zu haben, ist für uns eine große Ehre“, eröffnete die Hausherrin Annette Röser am Samstagvormittag die Ehrungsveranstaltung. „Was ich persönlich an der Aufgabe Schiri so besonders beeindruckend und wichtig finde, ist Menschsein in Verbindung mit Entscheidungen treffen. Schiris sorgen dafür, dass es weiter geht. Sie tragen Verantwortung. Sie haben den Mut, als Mensch zu entscheiden. Wir könnten in vielen anderen Bereichen der Welt Schiris gebrauchen. Applaus für alle Schiris der Welt!“

„Stellen Sie sich vor, es ist Sonntagnachmittag, 15 Uhr, bestes Fußballwetter, 22 Spielerinnen oder Spieler und hundert Fans stehen auf und an dem Platz und fiebern dem Spiel entgegen. Aber das es findet nicht statt. Warum? Es fehlt der 23. Mann. Oder stellen Sie sich vor, da sind 20 junge Mädels und Jungs, die eine Schiedsrichterausbildung machen wollen. Voller Elan sitzen sie in einem Vereinsheim und harren der Dinge, die da kommen sollen. Fehlanzeige, für die Schulung hat sich leider trotz intensiver Suche kein Lehrwart gefunden. Oder stellen Sie sich vor, da ist ein junger Schiedsrichter oder eine Schiedsrichterin, die heute Nachmittag ihr erstes Spiel pfeifen soll. Sie oder er ist schon ganz aufgeregt. Es könnte ein ruhiges Spiel werden, beide Mannschaften befinden sich im Tabellenmittelfeld. Sie hatte gehofft, dass ein Pate als Unterstützung mit dabei ist. Wegen Mangel an Freiwilligen muss sie jetzt alleine durch.“ Die Aufzählung von bfv-Vizepräsident Rüdiger Heiß und Verbandsschiedsrichterobmann Rolf Karcher ging noch weiter und endete mit den Worten: „Aber, oder Gott sei Dank, gibt es immer noch Menschen, die diese Dinge erledigen und sich für ihr Schiedsrichterwesen besonders einsetzten. Und genau deswegen sind wir heute hier. Um den Fokus auf diese Personen zu lenken.“

Die Kriterien des Wettbewerbs DANKE SCHIRI. zielen nicht vorrangig auf die Leistungsklasse der Schiris ab, sondern auf das soziale Verhalten und Engagement in den Vereinen und Schiedsrichtervereinigungen. Aus allen Kreissiegern, die bereits in der Vereinigungen geehrt wurden, wählte der Verbandsschiedsrichterausschuss in geheimer Wahl die Siegerin und je einen Sieger in den Kategorien U50 und Ü50 aus. Das Ergebnis dieser Abstimmung verkündete Verbandsschiedsrichterobmann Rolf Karcher dem gespannten Publikum.

Anna Pfister gewinnt bei den Schiedsrichterinnen
In der Kategorie Frauen fiel die Wahl der Jury auf die 18-jährige Anna Pfister aus der Schiedsrichtervereinigung Sinsheim. Obwohl sie erst seit 2020 für den TSV Helmstadt an der Pfeife aktiv ist, hat sie schon einiges erreicht und viel erlebt. Ein Kreuzbandriss verhindert aktuell aktive Einsätze. Das hindert sie nicht daran, sich für die Schiedsrichterei einzusetzen. Sie steht jüngeren Unparteiischen bei Assistenteneinsätzen mit Rat und Tat zur Seite. Zuletzt schwappte Pfisters Begeisterung für die Schiedsrichterei auch auf ihren Bruder Moritz über, der ebenfalls die SR-Prüfung ablegte. Pfister möchte mit ihrem Hobby einen Beitrag dazu leisten, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Sie sieht aber auch Vorteile für sich persönlich: „Durch die Schiedsrichterei werde ich selbstbewusster und durchsetzungsfähiger, was mich natürlich auch im privaten Leben weiterbringt. Gerade als Frau wird man häufig unterschätzt. Daher ist es schön, dass man manchen durchaus das Gegenteil beweisen kann.“ Pfister wirbt auch für mehr Verständnis für sich und ihre Schiedsrichterkollegen. „Gerade Fußballerinnen und Fußballer sollten die SR-Prüfung ablegen, um das Ganze selbst mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und mehr Respekt vor der Aufgabe zu haben“, findet die 18-Jährige. Die Ehrung als Landessiegerin nahm sie strahlend entgegen: „Ich bin sehr überwältigt von der Auszeichnung. Ich nehme mit, dran zu bleiben und andere junge Leute ebenfalls zu motivieren.“

U50-Auszeichnung geht in den Kreis Sinsheim
Ein echtes Aushängeschild für die Schiedsrichtervereinigung nannte Karcher den bfv-Sieger in der Kategorie U50. Über diese Auszeichnung darf sich Markus Wieland vom FC Eschelbronn, ebenfalls im Kreis Sinsheim, freuen. Seit knapp 30 Jahren ist er als Unparteiischer in ganz Baden-Württemberg unterwegs, denn als ehemaliger Oberliga-Schiedsrichter reichte sein Wirkungskreis weit über die bfv-Verbandsgrenzen hinaus. Der 46-Jährige engagierte sich viele Jahre im Schiedsrichter-Ausschuss, unter anderem als Stellvertretender Vorsitzender und als Schriftführer. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement für junge Kollegen: Als Gespannführer in der Kreisliga nimmt Wieland gerne Neulinge mit und erleichtert ihnen so den Einstieg in ihren Assistentenjob an der Linie. Erst vor kurzem hat er auch seinen Sohn Malte für die Schiedsrichterei begeistern können. Seinen Einsatz erklärt Wieland ganz pragmatisch: „Ohne Schiri geht es bekanntlich nicht.“ Seine eigentliche Motivation ergibt sich aber auch aus anderen Argumenten. „Es handelt sich um eine spannende Aufgabe, an der man auch persönlich wachsen kann“, ist sich Wieland sicher. „Denn auch ohne tatsächlich zu gewinnen, kann man Erfolge feiern, z.B. durch gute Spielleitungen oder indem man sich für höhere Klassen qualifiziert.“ Die Ehrung auf bfv-Ebene sei nochmal eine „absolute Wertschätzung und ein Motivationsschub für die Zukunft.“ 

Jürgen Groh für Lebenswerk geehrt
„Die bfv-Ehrung in der Kategorie Ü50 ist immer auch eine Auszeichnung für ein Lebenswerk“, betonte Karcher und zählte die lange Liste der Verdienste von Jürgen Groh aus der Schiedsrichtervereinigung Bruchsal auf. In seiner über 40-jährigen Schiedsrichterkarriere leitete Groh weit über 2.000 Spiele und stand 600 Mal an der Linie. Bereits 1979 entdeckte er die Schiedsrichterei nach einer schweren Verletzung für sich. Neben dem Platz engagierte er sich als Schriftführer, als Lehrwart, als Verbandsschiedsrichterobmann und anschließend bis 2020 als Öffentlichkeitsmitarbeiter. Während der 67-Jährige weiterhin Spiele bis zur Kreisliga leitet, ist er darüber hinaus als Beobachter und als Ansprechpartner für Schiedsrichter beim 1. FC Bruchsal aktiv, wo er sich in der Vergangenheit ebenso stark in die Jugendarbeit einbrachte wie auf Kreisebene. „Er hat unheimlich viel für die Schiedsrichterei getan und ist obendrein ein echter Freund“, schloss Karcher seine Laudatio. Die Auszeichnung sei für jeden Schiedsrichter eine besondere Ehre, betonte der Preisträger. Vor allem, da nicht nur die Leistung auf dem Platz, sondern auch die sonstigen Verdienste gewürdigt würden. Und auch ganz allgemein sei der Wettbewerb DANKE SCHIRI wirklich wichtig, denn „Lob und Anerkennung sind im Schirileben nicht alltäglich. Es ist gut, in der Öffentlichkeit zu zeigen, es gibt sie und sie stehen nicht nur 90 Minuten auf dem Platz, sondern leisten darüber hinaus Bemerkenswertes“, so Groh.

Sonderehrung für beherztes Eingreifen
Wie schon im letzten Jahr ergab sich kurzfristig ein Anlass, der einer Sonderehrung würdig war. Am vorherigen Wochenende ereignete sich im Kreisklasse B-Spiel zwischen der SpG Unterschüpf/Kupprichhausen II gegen den FV Brehmbachtal II ein Unfall. Geleitet wurde das Spiel von der DANKE SCHIRI-Kreissiegerin Ramona Haberkorn. Sie erkannte den Ernst der Lage sofort und leistete unverzüglich und umsichtig erste Hilfe. Sie selbst betont zwar, dass es ihr Beruf sei, und dennoch gebührt ihr der Applaus. „Sie hat sehr mutig gehandelt“, lobte Fatih Icli, der stellvertretende Schiedsrichterobmann des Kreises Tauberbischofsheim, und übergab ein Präsent.

Jahr der Schiris startet bundesweit
Auch bfv-Präsident Ronny Zimmermann lobte die Siegerinnen und Sieger: „Ihr seid alle Gewinner. Wir sind stolz auf euch und sagen ganz herzlich Danke!“ In seiner Funktion als 1. DFB-Vizepräsident Amateure auch für Schiris zuständig, gab er Einblicke in die bundesweite Initiative „Jahr der Schiris“. Sie verfolgt unter dem Motto: „Liebe den Sport. Leite das Spiel“ die Ziele, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern mehr Wertschätzung entgegen zu bringen, mehr neue Schiris zu gewinnen und die bestehenden zu binden. Der DFB plant Leuchtturm-Aktionen, die in allen Landesverbänden dann bis hinunter an die Basis verlängert werden. Die erste große Maßnahme wird am heutigen Montag in einer Pressekonferenz mit DFB-Schiedsrichter Deniz Aytekin, Nils Petersen (SC Freiburg) und Anton Stach (FSV Mainz 05) verkündet. „All diese Maßnahmen sollen darauf abzielen, am Ende ein Fußballspiel zu haben, wie wir es uns alle wünschen: friedlich, mit Fokus auf das Sportliche, ein schönes Tor im Mittelpunkt“, schloss Zimmermann.

Die rundum gelungene Ehrungsfeier klang bei einem Stehimbiss aus, bevor die Preisträgerinnen und Preisträger auf dem einen oder anderen Fußballplatz direkt wieder zur Pfeife griffen. DANKE SCHIRIS.