11 Aug. 2020

Trotz Corona: Neue Schiedsrichter im Fußballkreis Mannheim

 

Mannheim. Während des „Corona-Lockdowns“ startete der Badische Fußballverband unter der Federführung der Schiedsrichtervereinigung Mannheim die erste Online-Schiri-Ausbildung. Eine junge Frau sowie 19 Jungen und Männer im Fußballkreis Mannheim haben nun auch die Theorieprüfung absolviert und starten in die Praxisphase.

Alles begann am 31. März 2020. Der Neulingskurs beim TSV Neckarau konnte auf Grund der Covid-19-Pandemie nicht wie geplant stattfinden. Kurzerhand entschlossen sich Schiri-Obmann Ivo Leonhardt und Lehrwart Fabian Ebert einen neuen Weg zu gehen und die Theorieinhalte digital zu vermitteln. Acht Online-Schulungen ersetzten den üblichen Präsenzunterricht, dazwischen übten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie sonst auch per E-Learning weiter. Online macht‘s möglich, dass Kreisgrenzen keine Rolle spielen. Und so nahmen nicht nur mehr als 80 Interessierte aus allen Fußballkreisen des bfv am Lehrgang teil, es referierte neben den beiden Initiatoren sowie Schiedsrichterin Meike Weichselmann aus dem Kreis Mannheim auch der Kollege Philipp Dickemann aus Karlsruhe, Heiko Link aus der Schiedsrichtervereinigung Buchen managte das E-Learning im Hintergrund. Ebenfalls ein Vorteil der Web-Konferenzen: Gäste können sich ohne großen Aufwand hinzuschalten. Und so kam es, das die werdenden Schiris Bekanntschaft mit Vorbildern wie Tobias Fritsch (3. Liga), Benedikt Kempkes (2. Bundesliga) und Dr. Robert Kampka (Bundesliga) machen konnten. „Die Seminare mit den Bundesliga Schiedsrichtern waren einfach genial!“, fand Sven Hofmann vom SV Rohrhof. Inspiriert von seinem Stiefsohn, der eine Saison zuvor die Schiedsrichter-Prüfung absolvierte meldete er sich an. Dass der Kurs online angeboten wurde, war zwar nicht ausschlaggebend, „aber es war eine ganz tolle Sache und die Jungs und Mädels machten das echt klasse!“ Die einzige Teilnehmerin aus dem Kreis Mannheim, Samira Brecht, kann das nur bestätigen: „Auch wenn man sich nicht persönlich getroffen hat, hatte ich das Gefühl, dass ich die Ausbilder immer alles fragen konnte und nicht einfach mit den Regeln alleine gelassen wurde.“ Für sie als Quereinsteigerin, die „zuvor eigentlich nichts mit Fußball zu tun hatte“, sei das sehr positiv gewesen.

Lob, das die Organisatoren für eine solche Premiere gerne hören. „Ich finde, es lief sehr gut“, war auch Leonhardts Eindruck. „Es hat super funktioniert, die normalen Regelinhalte per Videokonferenz zu vermitteln. Natürlich beschränkt sich so ein Online-Lehrgang ausschließlich auf die Theorie, wenn auch mit Präsentationen und Videos unterstützt. Aber das Ziel war ja, die Zeit der Kontaktbeschränkungen zu nutzen, um wenigstens Theoriewissen zu vermitteln. Alles war besser, als unseren geplanten Lehrgang einfach ausfallen zu lassen.“

Nach Corona-Lockerungen folgte Prüfung analog

Ende April war der Theorieunterricht beendet. Als nächstes stand die obligatorische Regelprüfung an. Nach Wochen des Wartens machten es die Lockerungen in der Corona-Verordnung nun schließlich möglich, die Prüfung vor Ort zu schreiben. In der Zwischenzeit konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Regelfragen üben und Übungsklausuren online absolvieren, Ende Juli bot die Schiedsrichter-Vereinigung Mannheim nochmals eine Online-Auffrischung mit den Neulingen aus dem Kreis Mannheim an. Im Vereinsheim des TSV Neckarau, wo auch der ursprüngliche Neulingskurs stattfinden sollte, konnte dann die Prüfung ganz klassisch auf Papier abgelegt werden. „Die Regeln wurden augenscheinlich online gut gelernt. Es gab kaum Probleme und fast alle bestanden die Prüfung problemlos“, freute sich der Lehrwart.

Bereits in den kommenden Wochen werden somit eine neue Schiedsrichterin und 19 neue Schiedsrichter in die Praxisphase der Ausbildung starten. „Praxiserfahrung, intensive Neulingsbetreuung bei den ersten Spielen und die Integration in die lokale Schiedsrichtervereinigung sind nun nach dem Online-Lehrgang noch wichtiger als sonst“, betont Leonhardt. Umgesetzt wird das seit mehreren Jahren im sogenannten Patensystem. Dabei erhält jeder Neuling eine erfahrende Kollegin oder einen Kollegen zur Seite gestellt, schaut sich erstmal deren bzw. dessen Spielleitung an, um im nächsten Schritt die Rollen zu tauschen und mit der Unterstützung der Patin oder des Paten erste Spiele selbst zu pfeifen. Samira kann es kaum erwarten: „Ich freue mich total aufs Pfeifen! Ich bin ganz gespannt, meiner Patin zu zuschauen und noch etwas besser in die Praxis eintauchen zu können, um dann natürlich selbst ein Spiel zu leiten. Ich bin sehr gespannt was das für ein Gefühl ist und wie es klappt. Als Ex-Hochleistungssportlerin kennt man natürlich den Nervenkitzel bei einem Wettkampf, doch ich glaube in der Situation eines Schiedsrichters, werde ich nochmal ganz anders gefordert.“

Ist auch die Praxisphase erfolgreich, erhalten die Neulinge ihren Schiri-Ausweis und dürfen offiziell alleine Spiele leiten.

Und das Fazit von Leonhardt? „Es war eine spannende und wirklich abwechslungsreiche Zeit. Als Erfahrung nehmen wir mit: Online-Inhalte sind absolut empfehlenswert. Es versteht sich aber von selbst, dass dieser reine Online-Lehrgang nur der aktuellen Situation geschuldet war. Letztlich hoffen wir für die Zukunft auf Lehrgänge mit einem sinnvollen Mix aus Praxis, Präsenz- und Online-Lernen.“

Schiri-Ausbildung im bfv

 

Theorie bestanden: Jetzt steht den NeuschiedsrichterInnen die Praxisphase bevor.

Lehrwart Fabian Ebert bei der Korrektur der Theorieprüfung. Fotos: bfv