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Sepp-Herberger-Urkunde für die JVA Adelsheim – Besuch von Hoffenheim-Nachwuchs
Adelsheim. Für die erfolgreiche Ausbildung von jugendlichen Strafgefangenen zu Schiedsrichtern erhielt die JVA Adelsheim die Sepp-Herberger-Urkunde im Bereich Sozialisierung. Die Übergabe wurde umrundet von einem gemeinsamen Training der Strafanstalts-Mannschaft mit 14 Nachwuchsfußballern der TSG 1899 Hoffenheim. Der badische Profiverein hat im Rahmen der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ die Patenschaft für die Haftanstalt übernommen.
Mit der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ der DFB-Stiftung Sepp Herberger werden die jugendlichen Strafgefangenen über vielfältige Angebote aus den Kategorien „Fußball“, „Arbeit/Beruf/Schule“ und „Soziales“ während der Inhaftierung auf das Leben nach der Freilassung vorbereitet. „Auf dem Platz sind alle gleich. Der Fußball schult Werte wie Respekt, Toleranz sowie Teamgeist und ist damit ein wichtiger Wegbegleiter für die Jugendlichen auf dem Weg zurück in die Gesellschaft“, hob Jürgen Galm, Vizepräsident des Badischen Fußallverbandes, hervor. Daher engagiert sich auch der bfv gemeinsam mit der JVA Adelsheim für die Resozialisierung. Initiiert von Heiko Link, der neben seiner Tätigkeit als Sportbeamter in der Haftanstalt als Schiedsrichterlehrwart aktiv ist, führte die Schiedsrichtervereinigung Buchen im vergangenen Jahr einen Ausbildungslehrgang für die jugendlichen Strafgefangenen durch.
Von den anfänglich zehn interessierten Teilnehmern blieben bis zum Schluss der Ausbildung zwei motivierte Schiedsrichter übrig, die die Prüfung erfolgreich und sichtlich stolz ablegten. Inhaltlich unterschied sich die Ausbildung hintern den Mauern nicht, bei der Umsetzung gab es jedoch etwas mehr zu beachten. Die Fußballregeln vermittelten die Ausbilder unter anderem durch Videos und Bilder, die die Regeltexte veranschaulichten. Auf Grund einer Sprachbarriere mussten manche „deutsche Fremdwörter“ aus dem Regelbuch in die Muttersprache der Teilnehmer auf Arabisch übersetzt und diskutiert werden. Auch beim Thema E-Learning musste das Vorgehen angepasst werden. Bei der Internetnutzung für die Regel-Tests mit dem DFB Modul „Online Lernen“ wurden die Teilnehmer von ihrem Ausbilder streng bewacht. „Kein Schiedsrichter-Lehrgang in der JVA war bisher so prägend und motivierend wie dieser. Auch wenn doch einige Teilnehmer während des Kurses aufgrund von Überforderung aufhörten, blieben die beiden verbleibenden jungen Männern Fathalah E. aus Syrien und Samir W. aus Marokko, die bis zum Ende hochmotiviert, rückfragend und jederzeit interessiert folgten“, freute sich Link. Die offizielle DFB-Schiedsrichterprüfung legten beide fehlerfrei ab. Nach ihrer Entlassung aus der JVA Adelsheim wurden die beiden im Kreis Böblingen untergebracht, wo sie noch immer als Schiedsrichter aktiv sind.
Erfolgsgeschichte macht JVA Adelsheim und SRVgg Buchen zu Recht stolz!
Für das Engagement erhielt die JVA Adelsheim daher aus den Händen von Klaus Zimmermann, Vorsitzender des Fußballkreises Buchen, und Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die Sepp-Herberger-Urkunde in der Kategorie Resozialisierung. „Zum Fußball und auch zum alltäglichen Leben gehören Regeln dazu. Ich danke der JVA Adelsheim und dem Badischen Fußballverband für die gelungene Schiedsrichterausbildung und bin mir sicher, dass die ‚Schiedsrichterei‘ den jungen Menschen auf ihrer Suche nach Gemeinschaft und Stabilität in unserer Gesellschaft helfen kann“, meinte Kempf.
Auch beim gemeinsamen Training mit Spielern aus der TSG-Akademie zeigte sich nach anfänglichen Berührungsängsten zwischen den Jugendlichen die integrative Kraft des Fußballs. Die Spieler beider Mannschaften klatschten sich ab, flachsten untereinander und lobten gelungene Aktionen. „Von solchen Aktivitäten profitieren stets beide Seiten. Auch für unsere Nachwuchstalente war dies eine wichtige Erfahrung im Rahmen ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Wir möchten uns auch zukünftig für die Ziele des Resozialisierungsprojekts einsetzen“, betonte Rüdiger Becker, Sozialpädagoge des TSG-Internats.
Neben der Trainingseinheit konnten sich die Nachwuchsfußballer aus dem TSG-Spielerwohnheim im Rahmen einer Führung durch die Haftanstalt einen Eindruck vom Leben „hinter Gittern“ machen. Zum Abschluss stand eine gemeinsame Gesprächsrunde auf dem Programm. Insbesondere die Schilderungen der TSG-Nachwuchsfußballer zu ihrem straffen Tagesablauf und der hohen Trainings- und Wettkampfintensität beeindruckten die Strafgefangenen. „Aus solchen Aktionen schöpfen unsere Jugendlichen große Motivation für ihre zukünftige Lebensgestaltung. Die TSG-Nachwuchsspieler zeigen auf, dass man sich Mühe geben muss, um seine Ziele zu erreichen. Diese Botschaft müssen auch unsere jungen Insassen verstehen“, sagte Katja Fritsche, Leiterin der JVA Adelsheim. „Ohne Fleiß kein Preis“ – auch dieser Gedankenanstoß soll bei den Teilnehmern der Anstoß-Initiative noch lange in Erinnerung bleiben.